Das Gleichgewicht der Dinge, wir kennen es unter den Gegensätzen des Alltags. Warm und kalt, süß und sauer, niedrig und hoch, hell und dunkel. Alles ist ein umgebender Gegensatz, der seine Polarität beherrscht. Nämlich das Leben.
Polarität – sie ist der gegensätzliche Austausch zwischen den gegebenen Dingen. Das, was um uns herum herrscht, sich austauscht oder weiterentwickelt.
Es gibt ein Hell und ein Dunkel. Ein Kalt und ein Warm, ein Hoch und ein Tief. Es ist nämlich immer ein beständiger Gegensatz (…) Was für uns etwas Verschiedenes ist, ist doch gleichermaßen etwas, was sich stetig anzieht. Oder etwas, dass ohne die andere Hälfte nicht existieren kann.
Mal sind wir nah und mal weit voneinander entfernt. – Fühlen uns mutig und dann doch mal wieder zu schüchtern, um aus unserer Komfortzone herauszutreten. Und alles, was wir daraus ziehen können, ist, dass das Leben gegensätzlich ist und aus einem Gegensatz besteht. Gibt es ein Positiv, dann auch ein Negativ, denn es sollte immer ein Gleichgewicht herrschen. Selbst das Leben ist der Gegensatz zum Tod, was zwar etwas Negatives verkörpert, allerdings nichts Schlechtes ist. Es sollte immer ausgewogen sein und ein Gleichgewicht der Dinge herrschen. Denn, wenn wir nichts ‚Schlechtes‚ erleben, ergibt sich nichts ‚Gutes‚, an dem wir das festmachen können.
Alles um uns herum hat seine Polarität, es wirkt ständig und begibt sich nie in die vollkommene Ruhe. Im selben Zuge zieht es sich an oder stößt sich ab, eine ganz natürliche Funktion.
Wenn wir hoch hinauf wollen, beispielsweise auf einen Berg, dann stehen wir unten im Tal und müssen von der Tiefe in die Höhe steigen oder hinauf blicken. Doch wer sagt uns eigentlich, dass die Tiefe etwas Schlechtes ist und die Höhe etwas Gutes?
Erst vor einiger Zeit habe ich ein Zitat über das berühmte ‘Wasserglas‘ gehört:
„Wer sagt uns eigentlich, dass ein halb volles Glas gut ist und ein halb leeres Glas schlecht?“
Leander Govinda Greitemann
Warum bewerten wir die Dinge immerzu aufs Neue, anstatt das wir sie so sein lassen, wie sie schon sind?
Wir betrachten sie immer nur in Schwarz und Weiß, obwohl es so viele Farben und Formen gibt, die das Leben nicht nur im Trost erscheinen lassen. Es gibt nicht nur ein einfaches ‚Ja‚ oder ein ‚Nein‚. Wenn das so wäre, was wären wir dann? Was wäre dann das Leben?
Wer sagt uns, dass die Helligkeit etwas Gutes ist und die Dunkelheit das Schlechte verkörpert?
Wasser und Feuer sind unterschiedlicher denn je in ihrer Masse, doch ihre Wirkungen sind gleichartig stark und intensiv. Uns wurde beigebracht, dass die Dunkelheit etwas Ungewisses verkörpert und das Licht die Gewissheit. Was wir jedoch öfter mal außer Acht lassen, ist, dass es sich nicht gegenseitig ausschließen muss, nur weil es das Eine oder das Andere sein kann beziehungsweise ist.
Wir haben unzählige Möglichkeiten und wenn wir uns einmal vorstellen, dass jede Möglichkeit unscheinbar viele Reaktionen mit sich zieht, die wir so oft gar nicht erst wahrnehmen, dann ist das Leben mehr als nur eine Sekunde im Augenblick (…) Eine Sekunde mehr als das, was wir in diesem Moment daraus machen. Das Leben ist ein Rätsel, welches wir auflösen können oder eben nicht. Das liegt ganz bei uns. Eine Entscheidung, die wir treffen, zieht immer eine Kette von weiteren Entscheidungen mit sich. Es wird immer eine Gabelung oder Lichtung im Leben geben, die das Eine oder das Andere beherbergt. Es obliegt ganz allein dir, welchen Gegensatz du an dich nimmst und mit welchem du arbeitest. Das Leben beginnt und das nicht Lebendige endet. Zumindest ist es das, was wir denken.
Doch hören wir einmal auf, diese Dinge zu bewerten und lassen es so sein, wie es nun mal ist, was entsteht dann? Wenn die Natur ihre Rolle einnimmt und es immer einen Ausgleich geben würde. Ein Gleichgewicht, welches nicht durcheinandergebracht wird.
Für uns gibt es immer eine Schublade, die passen muss oder noch besser, eine Schablone, die sich genau darauf legt. Aber das Leben ist unvorhersehbar. Eine Handlung ist niemals vorherzusagen und die Zukunft wird immer ungewiss bleiben, denn wir leben in der Gegenwart. Aus bestimmten Gründen ist und soll das so sein. – Ein Gleichgewicht der Dinge, lässt die Erde und den Himmel selbst zum Gegensatz werden und im selben Atemzug machen sie sich damit wieder zu einem Ganzen. Zwei Teile, die gegensätzlicher denn je sind und zu einem Ganzen funktionieren und harmonieren.
Es ist ein lebendiger Gegensatz, der sich stetig anzieht und abstößt und somit unendlich viele Möglichkeiten für uns bereithält. Möglichkeiten, die wir gar nicht in Betracht ziehen, weil sie so weit in der Ferne liegen. Doch, was ist schon die Nähe, wenn sie die Weite ausschließt? Wenn das, was vor unseren Augen nur einige Schritte mehr entfernt liegt? Lassen wir es dann liegen, weil es unsere Bequemlichkeit stört?
Gerade das ist doch interessant am Leben, wir starten jeden Tag, ohne zu wissen wie er enden wird. Wir treffen Entscheidungen, auf Grund von Gefühlen und Momenten, die uns beeinflussen und kommen letztendlich zum Ende des Tages und überdenken diese Dinge. Das, was wir erlebt haben. Was wir gefühlt haben und woraus wir vielleicht auch noch lernen können. Ob es ein Wutausbruch oder ein leises Gefühl war. Ein glücklicher Moment, wenn auch die kleine Träne auf deiner Wange.
Wir leben ein Leben und wissen nicht, wie es enden wird. Doch trotz all dem fordern wir es heraus und sehen dem dabei zu. Wir finden es mit jedem Atemzug und jeder Entscheidung heraus. Ganz egal, welchen Nutzen sie uns gebracht haben. Denn es gibt immer einen Grund. Einen Grund, der manchmal erst verschwiegen bleibt, aber es gibt ihn.
Wir fordern das Leben heraus, indem wir da sind und das Leben fordert uns mit seiner Präsenz heraus. Ob schwarz oder weiß. Obgleich gut oder schlecht. Oder dem, was wir denken zu sein. Es kann uns trotzen oder uns zuspielen, doch die Entscheidung, ob und wie wir damit umgehen liegt bei uns.
Wir leben ein Leben, das uns jeden Tag herausfordert und uns die Anziehung von Gegensätzen präsentiert. Denn das eine schließt das andere nicht aus, nur weil es verschieden ist. Nein, ganz im Gegenteil, es wächst daran, weil es eine Herausforderung ist und immer sein wird. Weil wir durch einen kurvigen Weg mehr vom Leben mitbekommen und Eindrücke erhalten, die uns sonst verschwiegen geblieben wären. Wie viel würde dir enthalten bleiben, wenn du keine Kurven oder Steine umgehen müsstest?
Dadurch kreieren wir andere Blickwinkel, die nicht immer nur dasselbe betonen… Das, was wir schon kennen.
Nichts ist gleich oder bleibt so, wie es ist. Es wächst, es ändert oder verändert sich und steht niemals still. Also warum sehen wir immer alles im selben Licht? Warum muss schwarz etwas Negatives verkörpern? Warum ist die Dunkelheit schlecht? Warum verteufeln wir ein Tief im Leben so sehr? Ohne diese Dinge, würde es nicht den ‚positiven‚ Gegensatz geben. All das macht uns zu dem, wer wir sind und wann wir es sind…
Ein immer wachsender Gegensatz, der sich stetig neu ent-wickelt.
In Liebe,
Mara Flor
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